Sohn der Unendlichkeit by Hans Kneifel

Sohn der Unendlichkeit by Hans Kneifel

Autor:Hans Kneifel [Kneifel, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: TTB 199
veröffentlicht: 2014-02-24T00:00:00+00:00


4.

Bisher hatte ich mit durchaus üblichen Mitteln zu agieren, schrieb Dorian V. in das Tagebuch seiner einsamen Expedition. Das Schiff befand sich inzwischen auf dem Weg nach Charontes; es hatte eine erhebliche Strecke zurückgelegt. Diese Eintragungen, nichts anderes als ausformulierte Gedanken, waren für ihn von einer bestimmten Wichtigkeit, denn er konnte dadurch sich selbst gegenüber Rechenschaft ablegen. Er lag im Kommandantensessel und sah auf den Schirmen die Sterne der Milchstraße und vermutete irgendwo in den Fernen geradeaus sein neues Ziel. Nach Wochen würde er es erreichen.

Ich habe keinen Grund zum Zweifeln, schrieb er weiter, daß meine Mission bisher erfolgreich sein wird. Die Denkanstöße, die ich als Kurier gegeben habe, werden genügen. Es hat sich ferner als richtig herausgestellt, daß meine Ausbildung so und nicht anders erfolgte.

Die Arbeiten mit dem hypothetischen Fremdwesen sind richtig gewesen: ich erinnere mich mehr als deutlich daran, wie dieses synthetische Wesen, von den Rechenanlagen gesteuert, mit mir alle Probleme interplanetarischer Verständigung durchtrainierte. Diomeds Programme sind tatsächlich die besten. Sowohl die Pyrogenten wie auch die Hydrogenten sprachen auf diese Behandlung schnell und wie vorausgeplant an. Dort, bei diesen absolut »menschlichen« Völkern werden wir auch große Erfolge haben. Bisher bin ich jedoch noch keiner ernsthaften Schwierigkeit begegnet, was wiederum auch für meine Ausbildung spricht und für die Qualität des verwendeten technischen Materials.

Noch mindestens zwei Ziele liegen vor mir: Charontes und Halcyon III. Dank der luziden Terminologie der Rechenmaschinen, die anhand der Daten auf Dädalos’ Schild die Fahrtrichtung ausgearbeitet haben, verknüpfen sich mit den beiden Namen zahlreiche Assoziationen, die sich vermutlich als insgesamt falsch herausstellen werden.

Er überlegte eine Weile und legte dann wieder die Finger auf die Tastatur.

Sehr merkwürdig: Ich weiß, wer ich bin und welche scharf umrissene Funktion ich auszuüben habe. Aber während dieser Mission fühlte ich keine Sekunde lang, daß ich das Ergebnis einer jahrtausendealten Mutationsreihe bin und ein hochentwickelter Organismus, ein Kurier und ein Mann, der versucht, das Erbe der Erde weiterzugeben. Ich fühle mich wie eine Privatperson, die im Raumschiff reist und allerlei Dinge treibt. Zweifellos haben die erweiterten Möglichkeiten meiner Sinne mitgeholfen; entscheidend waren sie jedoch nicht. Das macht mich nachdenklich. Das, und die Tatsache, daß ich keinerlei pathetische Gefühle habe.

Der Problemkomplex »Kommunikation« kann also als zufriedenstellend gelöst betrachtet werden.

Zwei intelligente Planetenvölker, die zum Leben gewisse Konditionen benötigen, befinden sich zwar in getrennten und höchst unterschiedlichen Signalräumen. Aber da – nach meiner Meinung – Terra selbst in seiner langen Geschichte so viel Variationen gesellschaftlichen und sozialen Verhaltens hervorgebracht hat, daß wir viele Beispiele extrapolieren können, können die Unterschiede der beiden Signalräume durch eine gemeinsam entwickelte Kommunikationsbasis binnen kurzer Zeit überbrückt werden.

Ich hoffe, daß die Schwierigkeiten sich auf den beiden anderen Planeten in den gewohnten Grenzen bewegen. Allerdings bin ich weiterhin mißtrauisch. Schneller Erfolg, scheint es, verwöhnt sehr leicht.

»Vermutlich bin auch ich dem Gesetz der Serie unterworfen!« stellte er fest und schaltete das Logbuch ab.

»Und außerdem«, meinte er im Selbstgespräch, als er einen seiner regelmäßigen Inspektionsgänge begann, »scheine ich sehr schnell vergessen zu können. Ob das allerdings ein Vorzug ist?«

Mit der Unterstützung der Rechenanlage überprüfte er das Schiff.



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